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Kaufberatung MGB Roadster/GT: Klassische Einstiegsvariante

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Seit 50 Jahren fasziniert der schlichte MGB als Roadster und GT – und ist dabei nie alt geworden. 12 Tipps von auto-illustrierte KLASSIK für den Kauf ohne Reue.

MGB_Roadster_GT_7Der im September 1962 vor 50Jahren präsentierte MGB war viele Jahre lang einer der meistgebauten Sportwagen der Welt. Der Erfolg hatte viele Gründe. Schon die Vorgänger waren kernige, puristische und meist offene Sportwagen, die alles wegliessen, was man zum Autofahren nicht braucht. Der MGB mit seiner selbsttragenden Karosserie und Kurbelscheiben war komfortabler und moderner als der MGA oder die Triumph, spritziger als ein Karmann Ghia, nicht so skurril wie ein Daimler Dart und massiv preisgünstiger als ein Jaguar E-Type – bei fast gleichem Spassfaktor. Nur aus Italien kamen mit diversen Spidern von Alfa Romeo und Fiat ernsthafte Konkurrenten. Allerdings waren die Italiener technisch und preislich leicht höher angesiedelt als Modelle von der Insel.  Für MGB-Interessenten hat Spezialist Franz Hatebur von Classic & Vintage Cars in Hünibach bei Thun zwölf Punkte herausgefiltert, die es vor dem Kauf zu beachten gilt. Übrigens gelten die Punkte für Roadster und GT, denn sie sind mit Ausnahme des Dachs fast baugleich.

MGB_Roadster_GT_5Grundsätzlich muss das Hauptaugenmerk auf die Karosserie gelegt werden, weil sie selbsttragend ist und nicht wie beim Käfer mal eben vom Chassis geschraubt werden kann. Punkt Nummer 1 ist daher der Schweller, welcher eine tragende Funktion hat. Er ist aus vier Teilen zusammengesetzt, wobei die inneren Bleche nicht sichtbar sind. Und da kann es sein, dass sie verrostet oder gar nicht mehr vorhanden sind. Folge: Die Karosserie wird instabil und verwindet sich. Am besten lässt man einen Fachmann den Schwellerbereich inspizieren. Aber ungleich verlaufende Fugen oder das Fehlen einer oder beider vertikalen Rillen unterhalb der Tür fallen selbst einem aufmerksamen Laien auf. Das führt zu Punkt 2. Alle Türen und Klappen müssen passgenau schliessen. Wenn nicht, deutet das auf das Schwellerproblem, Unfall oder amateurhafte Restaurierung hin. Selbst wenn man bei einer günstigen und dazu noch englischen Sechzigerjahre-Konstruktion keine Spaltmasse à la Piëch erwarten darf. Zu achten ist auf den Kofferraumdeckel – Punkt 3. Durch zu hoch gestapeltes Gepäck kann er sich nach aussen wölben, dichtet dann nicht mehr, und im Kofferraumboden bildet sich ein schönes Feuchtbiotop.

MGB_Roadster_GT_10 Das vordere Radhaus ist Checkpunkt Nr. 4. Stehblech und Dichtung müssen intakt sein. Sonst schleudert das Rad Wasser und Dreck in den Kotflügel oder auf den Schweller. Das Blech um die Radläufe ist abgewinkelt und darf maximal nur Blechdicke aufweisen. Ist es dicker, handelt es sich um Spachtelmasse oder üppig aufgetragenen Korrosionsschutz. Beides sind keine guten Zeichen. Ebenfalls kein gutes Omen ist das Fehlen einer Fuge unter der Heckleuchte zwischen Abschlussblech und Seitenteil – Punkt 5. Auf dem hinteren Kotflügel muss ebenfalls eine relativ grobe und nicht unbedingt sehr schöne «Finne» sichtbar sein, die weder verspachtelt noch weggeschliffen sein darf. Mechanik und Motor lassen sich als Punkt 6 zusammenfassen.Vorsicht: US-Reimporte haben häufig weniger Motorleistung. Grundsätzlich ist alles am MGB robust und langlebig. Aber aufgrund der Tatsache, dass die Fahrzeuge inzwischen 32 bis 50 Jahre alt und ganz unterschiedlich genutzt worden sind, ist ein genereller Zustandsbeschrieb schwierig. Zum Glück ist es beim MG kein Problem, jede Komponente bis hin zum Austauschmotor zu bekommen. Und es sind viele empfehlenswerte Upgrades wie rostfreie Chromstahl-Auspuffanlagen oder bessere Stossdämpfer lieferbar. Punkt 7 behandelt die Speichenräder, die es optional neben denfrühen Stahlrädern mit Radkappe oder den späteren Rostyle-Felgen gab. Der Zentralverschluss verlangt nach speziellen Radaufnahmen, man kann Speichenräder deshalb nur mit hohem Aufwand nachrüsten. Und sie halten erfahrungsgemäss nur etwa 100 000 Kilometer. Dann wird Ersatz fällig.
MGB_Roadster_GT_9Die originale Werksausstattung erkennt man an einer matten, anthrazitfarbenen Optik. Chromspeichen gab es nie ab Werk. Punkt 8 betrifft die Frontscheibe, deren Dichtigkeit besonders beim Roadster Kummer bereiten kann. Wird ein Austausch fällig, kann nur ein Fachmann helfen, der das richtige Spezialwerkzeug hat. Sie muss nämlich vorgespannt werden, und der Laie zerbricht sich dabei nicht nur den Kopf, sondern meist gleich die neue Scheibe. Dicht muss zudem das Verdeck sein – Punkt 9. Es gibt zwei Varianten. Bis 1970 waren Gestänge und Verdeck getrennt. Das Schliessen des Verdecks braucht Geduld und etwas Geschick. Ab 1970 war es einteilig und einfacher in der Handhabung. Beide Versionen kann man ersetzen, wenn die Plexischeiben matt und das Verdeck undicht oder zerschlissen sind. Ein Problem kann zusätzlich die versprödete Dicht-leiste über der Frontscheibe sein, die ihrer Aufgabe dann oft nicht mehr nachkommt. Bei höheren Geschwindigkeiten tropft so Wasser auf das Armaturenbrett. Punkt 10 betrifft das Thema Elektrik. Im Laufe der Jahre kann es zu Fehlfunktionen oder Kurzschlüssen kommen, wenn der Originalkabelbaum ein gewisses Alter erreicht hat oder Bastler am Werk waren. Und die Benzinpumpe arbeitet manchmal erst, wenn man mit einem Hämmerchen dagegengeklopft hat. Nach einem Austausch hat man aber wieder bis zu 20 Jahre Ruhe an dieser Stelle. So einfach ist das beim MGB!

Technische Daten MGB Roadster
Preis 1963 ab Fr. 11350
Zyl./Hubraum: R4/1798 cm3
Leistung: 69 kW/94 PS bei 5400/min
Drehmoment: 110 Nm bei 3000/min
Antrieb: Hinterrad
0 bis 100 km/h: ca. 13,0 s
Spitze: 160 km/h
Norm-Mix: 11,0 l/100 km, Benzin
Länge/Breite/Höhe: 3,89/1,52/1,25 cm
Stückzahlen (MGB): 512802

KAROSSERIE-CHECK
Grundsätzlich sollte man bei einem Alltags-Oldtimer wie dem MGB nicht die höchsten Ansprüche an den Finish stellen. Patina und Gebrauchsspuren sind normal. Allerdings kann eine unfachmännisch restaurierte oder reparierte Karosserie ins Geld gehen. Die Kosten übersteigen schnell den Marktwert. Man muss sich deshalb unbedingt für ein Auto mit gesunder
Karosserie entscheiden. Selbst die gibt es sogar als Neuteil zu kaufen.

TECHNIK-CHECK
Selbst die frühen Motoren mit dreifach statt fünffach gelagerter Kurbelwelle gelten als robust. Bei Probefahrten sollte man auf Geräusche und eventuellen Ölverlust achten. Hydrostössel und Stösseldichtungen gelten als anfällig. Ansonsten weisen Getriebe, Bremsen, Aufhängungen, Lenkung und andere mechanische Teile keinerlei Spielereien auf und können problemlos repariert und gewartet werden.

ERSATZTEILE
Es gibt praktisch kein Teil, welches es nicht als Neuteil zu kaufen gibt. Allerdings gibt es qualitative und preisliche Unterschiede. Auch zuverlässige Lieferanten können von einem neuen  Unterlieferanten überrascht werden, der schlechte Qualität bietet. Man sollte den Einkauf besser einem erfahrenen MG-Spezialisten überlassen. Beim GT sind einzelne Chromteile an den Scheiben schlecht zu bekommen.

SCHWACHPUNKTE
1 Schweller
2 Passgenauigkeit Türen/Klappen
3 Kofferraum
4 Radhaus vorne
5 Fugen Heck-/Seitenteil
6 Motor/Mechanik
7 Speichenräder
8 Frontscheibe
9 Verdeck
10 Elektrik, Kabelbaum
11 Batteriefach
12 Blattfedern

MARKTWERT
MGB (1968)
Zust. 2: Fr. 21400
Zust. 4: Fr. 6700
Quelle: classic-car-tax

WICHTIGE ADRESSEN
www.old-mg-club.ch (Schweizer MG-Club)
www.mgcc.ch (Schweizer MG-Club)
www.buzz.ch (Ersatzteile)
www.bccs.ch (Ersatzteile)

Text: Stefan Fritschi/ Foto: Riochard Meinert aus auto-illustrierte KLASSIK 04/12

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